In diesem erlesenen, fast zarten Gemälde widmete sich die Künstlerin ihrem Sohn Rupert, der 1896 geboren wurde und zum Entstehungszeitpunkt des Werkes etwa 12 Jahre gewesen sein wird, das empfiehlt eine Datierung um 1908.
Koller konzentriert sich vor allem auf das Gesicht des Knaben, der mit klarem Blick dargestellt ist. Mit einer Vielzahl an kleinen Pinselstrichen formt sie seine feinen Gesichtszüge während das Umfeld freizügiger gestaltet ist. Der Brustteil ist mit einer Kohlezeichnung angedeutet und der Hintergrund erhellt mit dynamischem Farbauftrag das Antlitz Ruperts.
Rupert Koller 1896 – 1976 war Pianist und später Kapellmeister. Er war kurzzeitig mit Anna Mahler, der Tochter von Gustav und Alma Mahler verheiratet. Er lebte später zurückgezogen in Oberwaltersdorf, wo die Familie ein von Josef Hoffmann und der Wiener Werkstätte ausgestattetes herrschaftliches Gut besaß. Auf diesem Anwesen verkehrte zu Lebzeiten der Künstlerin die künstlerische Elite Wiens.
Dokumentiert:
S.Baumgartner, „Broncia Koller-Pinell“, Salzburg 1989, Gemälde Nr. 126 Provenienz: Dorotheum Kunstpalais, Sonderauktion 23. Juni 1987, Los Nr. 146