Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist Koller-Pinell als bedeutendste Künstlerin des engen Klimtkreises zu nennen. Sie gilt zudem als Förderin von Schiele. Durch ihre Auseinandersetzung mit der französischen Avantgarde sind ihre Werke auch im internationalen Kontext zu sehen und durchaus vergleichbar etwa mit Pissarro, Derain.
Auch in den 20er Jahren ist sie im Zuge der Neuen Sachlichkeit durch ihre Bekanntschaft mit Carl Hofer ganz am Puls der Zeit. Studium in Wien und an der Münchner Akademie. Nach München lebte Koller ab 1903 wieder in Wien. Die Kontakte zu den Künstlern der Wiener Secession und der Wiener Werkstätte intensivieren sich. Das Haus der Kollers in Oberwaltersdorf, von Hoffmann umgebaut und mit Arbeiten der Wiener Werkstätte ausgestattet, wird zu einem Zentrum der Künstlergesellschaft, wo Klimt, Gustav und Alma Mahler, Hoffmann, Schiele, Kolo Moser u. v. a. verkehren.
„Er (Schiele) brachte Gütersloh zu uns, Faistauer war auch da, von uns Mutter, Schröder und ich. Es war ein kleines Festmahl, es wurde Schampus auf den neuen Bund getrunken. Die drei Freunde hatten am Nachmittag vorher die ersten Beschlüsse gefaßt, Mutter und Schröder waren Mitglieder, die darauffolgenden Wochen waren schön.“
Auch Lou Andreas Salomé, Freundin von Nitsche und Rilke, ist zu erwähnen. Mit der Ausstellung ihrer Werke bei den Kunstschauen der Klimtgruppe in Wien hat Kollers Schaffen einen ersten Höhepunkt erreicht. Ihre fruchtbare Zusammenarbeit mit dem jungen Shootingstar Heinrich Schröder fällt in die Zeit von 1906 bis 1912. Eine gemeinsame Ausstellung mit ihm fand in der Galerie Miethke, Wien statt und wurde von Bertha Zuckerkandl eingehend beschrieben.
1919 wurde sie zur ersten Ausstellung der Künstlergruppe „Der Wassermann“ in Salzburg eingeladen. Neben Landschaften sind immer wieder Blickpunkte ihrer näheren Umgebung, aus ihrem Gut in Oberwaltersdorf und dessen Park eine Anregung für wunderbare Gemälde, die das Flair der Wiener Secession hervorragend vermitteln.
2007 ist ein umfassendes und reich bebildertes Buch über diese faszinierende Künstlerin erschienen. 2007/2008 wurden ihre Werke bei der Ausstellung „Wien Paris“ und 2008 bei der Ausstellung „Gustav Klimt und die Kunstschau 1908“ im Belvedere gezeigt. 2013/2014 waren Kollers Werke in der National Gallery in London bei der Ausstellung „Facing the Modern, the portrait in Vienna 1900“ vertreten.
Broncia Koller-Pinell ist in der Elite des kunsthistorischen Kanons angekommen. Beeindruckende museale Anerkennung, zuletzt ein ganzer Raum bei der wegweisenden Ausstellung „Stadt der Frauen“ in der Österreichischen Galerie Belvedere sowie die Aufnahme ihrer berühmten „Marietta“ in die Dauerausstellung des Leopold Museums gebühren ihr völlig zu Recht.